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Pebble – der erste Test

Von am 21.09.2013

Abgesehen von den jeweils aktuellsten Modellen der weithin bekannten Smartphonehersteller, haben es in den letzten Jahren nur wenige Produkte des mobile business geschafft so hohe Begehrlichkeiten zu wecken wie die Pebble Watch. Jetzt – nach langer Wartezeit – ist sie da und muss sich dem ersten kritischen Test stellen.

Die Pebble ist gleich in zweifacher Hinsicht eine besondere Uhr. Sie sieht nicht nur gut aus, sie ist auch noch von einer kleinen Firma und weckt damit Erinnerungen an den Beginn der Computerära, in der, von den Größen der Branche ignoriert, einige Bastler die ersten PCs in ihren Garagen bastelten. Allerdings wurde der Pebble von Anfang an viel Vertrauen von der potentiellen Käuferschaft entgegengebracht. In nur 37 Tagen konnten die findigen Bastler mit Hilfe der Croudsourcingplattform Kickstarter fast 69.000 Backer von ihrem Konzept überzeugen und über 10 Millionen Dollar Startkapital sammeln. Gleichzeitig gingen die Entwickler damit allerdings auch die Verpflichtung ein, fast 100.000 Devices nur an diese Kickstarter-Backer zu liefern. Wer für diese Initialphase zu spät kam, musste sich noch ein weiteres halbes Jahr gedulden, nachdem die ersten Uhren bereits ausgeliefert waren.

Umso größer war meine Freude, als die im Februar bestellte Uhr Ende August tatsächlich lieferbar war. Neben den 150$ Gerätepreis wurden für die zwei bestellten Uhren noch zusätzliche 40$ für Zoll fällig.

Erste Schritte mit der Pebble

Die Pebble kann sich sehen lassen. Auch wenn man ihr nicht unbedingt die Prädikate dezent oder gar unauffällig zuordnen will, im Vergleich zu Samsungs gerade erschienen Smart Watch ‘Galaxy Gear’ ist die Pebble tatsächlich deutlich flacher und hat mit ihren klaren Linien und der Hochglanzlackierung den Charme hochwertiger Eleganz, den man sonst eher mit Apple-Geräten verbindet. Auch die elegante flache Verpackung der Uhr und der aufs Minimum beschränkte Inhalt dieser, erinnern an Produkte aus Cupertino. Gerade einmal das USB-Ladekabel – mit propritärem Magnet-Stecker auf der Seite der Uhr wird mitgeliefert. Ein Netzgerät sucht man vergeblich, statt einer Anleitung findet man die URL für die ersten Schritte.

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Watch-Apps installieren

Nach dem Einschalten verlangt die Smart Watch dann tatsächlich zuerst mit der App Pebble verbunden zu werden, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Der Update-unwillige User kann dies aber durchaus verweigern und die Uhr auch gänzlich ohne Smartphone verwenden.

Sinnvoll ist das jedoch nicht. Denn ihre Stärken kann die Pebble natürlich erst in Kombination mit einem Android-Smartphone oder einem iPhone ausspielen. Die dafür benötige App ‘Pebble Smart Watch’ steht in den entsprechenden App-Stores gratis zum Download bereit. Nur mit Hilfe dieser App ist es möglich der Pebble mittels zusätzlicher Applikationen neue Tricks beizubringen.

Aber auch ohne Fremdsoftware hat die Pebbles in Verbindung mit einem Smartphone schon einiges zu bieten. Neben der Anzeige der Caller-ID bei eingehenden Anrufen werden auch SMS vom Smartphone an die mittels Bluetooth verbundene Pebbles übertragen und dort angezeigt. Zudem können mittels Mediensteuerung die Befehle Play/Pause sowie nächster/vorheriger Song an das Handy übertragen und Songinformationen auf das Minidisplay der Uhr geholt werden. Während beim iPhone bis iOS Version 6 dazu noch die Pebble App auf dem Telefon (im Hintergrund) laufen musste, ist diese in iOS7 nicht mehr notwendig. Allerdings scheint es hier zumindest mit der deutschen Version von iOS7 noch Probleme zu geben. Während unter iOS6 der Name des Anrufers noch richtig auf der Uhr angezeigt wurde, wird in der neuesten Betriebssystemversion oft nur die Nummer angezeigt.

Bedienung

Die Pebble hat vier Knöpfe. Mit dem oberen und unterem Knopf auf der rechten Seite wird durch die Menüeinträge hinauf und hinab gescrollt, der mittlere Knopf dient immer zum Auswählen einer Option. Auf der linken Seite ist nur ein Knopf, der meist zum Abbrechen dient bzw. im hierarchischen Menüsystem eine Ebene hinauf geht.

Auf oberster Ebene dieses Menüs, in dem man sich auch nach dem Einschalten der Uhr befindet, liegen die Watchfaces – verschiedene Ansichten des eigentlichen Uhren-Interfaces, zwischen denen mittels der Hinauf-/Hinab-Knöpfe gewechselt werden kann.

Pebble Ladekabel

Pebble Ladekabel

Das ePaper-Display der Uhr zeigt das aktuelle Watchface dauerhaft an und ist sowohl bei schwachen Lichtverhältnissen als auch in praller Sonne gut ablesbar. Zusätzlich wird die Hintergrundbeleuchtung der Uhr durch Drücken jeden Knopfs (bei entsprechender Einstellung in den Settings) kurzfritig aktiviert, so dass das Display auch bei völliger Dunkelheit abgelesen werden kann.

Auf der linken Seite der Uhr befindet sich unter dem Knopf der Anschluss zum Laden des Geräts. Ähnlich des Stromanschlusses an aktuellen Apple-Notebooks haftet der Stecker magnetisch und kann daher leicht abgezogen werden, wodurch die Gefahr das Kabel im frühmorgendlichen Halbschlaf beim Anlegen abzureissen gebannt sein dürfte. Denn oftmaliges Laden wird dem stolzen Besitzer einer Pebble nicht erspart bleiben. Obwohl der Hersteller die Laufzeit der Uhr mit 7+ Tagen angibt, kann sich der Zeitraum bei intensiver Nutzung durchaus verringern. In meinem Fall war die Uhr jedenfalls nach den ersten 48 Stunden bereits leer. Erwähnt werden muss dabei aber, dass sie nach dem Auspacken auch nur eine Initialladung von einer Stunde spendiert bekommen hat – länger hat meine Geduld nämlich nicht gereicht…

Pebble Software

Die Pebble unterscheidet zwischen zwei Arten von Programmen: Watchfaces und Watch-Apps.

Aus technischer Sicht ist der Unterschied zwischen den Typen gering. Im Gegensatz zu Watch-Apps kann der User mit Watchfaces nicht mittels der Knöpfe interagieren, sie sind also nur zur Anzeige gedacht. Die installierten Watchfaces können vom User auf der obersten Ebene des Menüsystems gewechselt werden und stellen dann, dauerhaft sichtbar, das primäre User-Interface der Uhr dar. Demnach sollten sie zumindest auch die Uhrzeit anzeigen und möglichst wenig Rechenzeit und damit Batterie verbrauchen.

Watch-Apps hingegen müssen vom User explizit gestartet werden. Finden kann man die Apps durch Drücken der mittleren Taste (Menü/Auswählen) und dann im Menü unter den vorinstallierten Apps (Music, Alarm, Watchfaceauswahl, Settings). Bei bis zu acht installierbaren Applikationen ist der Weg im Menü mittels zwölfmaligen Drückens des (schwergängigen) Down-Buttons leider ziemlich lang.

Obwohl die Pebble noch relativ neu ist, hat sich schon eine sehr aktive Developer-Szene entwickelt. Die meisten verfügbaren Applikationen können gratis geladen werden, sehr viele sind auch im Quelltext verfügbar. Einen eigenen App-Store betreibt der Hersteller nicht. Diese Lücke wurde aber von http://pebblebarn.com/ sogleich gefüllt. Das Angebot an qualitativ hochwertiger Software ist dort allerdings noch eher bescheiden.

Pebble Smartwatch Pro

Pebble Smartwatch Pro

Neben der Pebble-App selbst bieten einige Hersteller auch Apps für Android oder iPhone an, welche mit einer dazugehörenden Pebble-App kommunizieren kann. Die iPhone-App “Smartwatch Pro” ermöglicht auf diese Art z.B. die Übertragung der aktuellen Kalendereinträge, das Anzeigen von iPhone-Remindern sowie von Twittermeldungen und die Anzeige der aktuellen geografischen Position und Geschwindigkeit. Auch die bekannte App Runtastic übermittelt die wichtigsten Daten direkt auf eine verbundene Pebble Smart Watch. In diesem Fall ist dazu nicht einmal eine eigene Pebble App notwendig, da Pebble für solche Apps eine eigene “Sport-API” ins Pebble Betriebssystem eingebunden hat, welche von allen Applikationen am iPhone genutzt werden kann.

Fazit

Die nötige Affinität für mobile Devices vorausgesetzt, macht die Pebble wirklich Spaß. Ihr vergleichsweise unauffälliges und elegantes Aussehen vermeidet zudem spöttische bis mitleidige Blicke von nicht technikgläubigen Beobachtern. In Fällen, in denen das Zücken des Handys eher unpassend erscheint, kann ein schneller Blick auf die Uhr unauffälliger sein, sei es um schnell eine eingehende SMS zu lesen, die Wichtigkeit eines Anrufs anhand der Caller-Id zu erkennen, während einer Prüfung zu schummeln oder – ganz einfach – um die aktuelle Uhrzeit zu erfahren.

 

Referenzen und Links:

Pebble Forum: http://forums.getpebble.com/

Pebble kaufen: http://getpebble.com/

Pebble Apps: http://pebblebarn.com/

Pebble @ Kickstarter: http://www.kickstarter.com/projects/597507018/pebble-e-paper-watch-for-iphone-and-android

 

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