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Arc Browser – Der Webbrowser für das aufgeräumte Internet

Von am 07.03.2024

Mit dem Webbrowser Arc hat das Start-up The Browser Company eine unkonventionelle Art der Benutzerführung versprochen. Seit einem Jahr steht dieser auf Googles Open-Source-Browser Chromium basierende Browser für alle Apple-Nutzer zum Download bereit. Aktuell befindet sich die Windows-Version noch in der Entwicklung, jedoch haben Interessierte die Möglichkeit, sich bereits auf die Warteliste setzen zu lassen. In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, welchen innovativen Weg der Arc Browser einschlägt und was genau diese unkonventionelle Benutzerführung auszeichnet.

Die Seitenleiste

Was macht Arc also besonders und unterscheidet ihn von allen anderen Webbrowsern? Arc verabschiedet sich vom herkömmlichen Browser-Interface. Statt einer Reihe von Tabsoben im Browserfenster setzt Arc auf eine praktische Seitenleiste, in der man die Lieblingslinks anheften und durch geöffnete Tabs scrollen können. Der Browser profitiert zudem von einem automatischen Aufräumdienst. Alle 12 Stunden schließt er alle geöffneten Tabs, um Unordnung und Kopfschmerzen zu begrenzen.

Es mag trivial klingen, aber die Seitenleiste bringt Ordnung in das Chaos des Web-Browsing. Oben sehe ich meine “Favoriten”, also die Webseiten, die ich am häufigsten nutze, wie zum Beispiel meinen Notiz-Hub in Notion. Favoriten sind in all meinen Bereichen sichtbar.

Darunter habe ich Tabs angeheftet, die für meinen Arbeitsbereich wesentlich sind. Ich habe Arc so eingestellt, dass er alle offenen Tabs alle 12 Stunden archiviert, aber die angehefteten Tabs bleiben geöffnet, bis ich sie manuell schließe.

Bei den anderen Webbrowsern öffnete öffnet man jeden Tag diesen und sah eine Flut von Links aus vergangenen Tagen und Wochen. Die Tabs erinnerten einen daran, wie sehr man im Rückstand lag. Standardmäßig schließt Arc alle geöffneten Tabs alle 12 Stunden. Meiner Meinung nach, wenn ein Tab es wert ist, behalte ich es, indem ich es in den angehefteten Bereich ziehe. Andernfalls kann ich problemlos mit einer sauberen Oberfläche weitersurfen.

Der untere Teil der Seitenleiste ist der Bereich, in dem geöffnete Tabs erscheinen. Ich wechsle zwischen Tabs, indem ich scrolle oder eine Tastenkombination verwende, was das Browsen zum Kinderspiel macht. Und ich muss nicht mehr die Augen zusammenkneifen, um den Titel einer Webseite oben im Fenster zu lesen. Arcs Seitenleiste zeigt mehr vom Titel als ein herkömmlicher Browser, was es einfacher macht, den richtigen Tab zu finden.

Spaces

Das wirkliche Werkzeug für fortgeschrittene Anwenderorganisationen ist hier Spaces, das einem ermöglicht, schnell zwischen verschiedenen Modi in Arc zu wechseln. Die Bezeichnung der Spaces erinnert an die virtuelle Desktop-Funktion von Mac, wobei die Arc-Spaces gleichzeitig starke Ähnlichkeiten mit den Tab-Gruppen in Safari aufweisen. Jeder Space kann eine unterschiedliche Auswahl an Pins und Tabs, eine andersfarbige Seitenleiste oder sogar verschiedene Benutzerkonten haben. Wenn man persönliche und berufliche Angelegenheiten getrennt halten möchten, die Idee des offenen Kontextwechsels mögen, mehrere Konten im selben Browser zu verwalten, sind Spaces eine wahre Rettung. Spaces sind eine gute Idee, und Arc setzt sie wirklich gut um. So kann beispielsweise ein Bereich für Reisen und ein anderer für Arbeitsinhalte erstellt werden. Dabei greift Arc das Konzept von dem Webbrowser Vivaldi auf.

Durch die Boost-Funktion können Benutzer:innen verschiedene Schriftarten auf praktisch jeden Text anwenden und Farben für jeden Teil einer Webseite anpassen. Dieser Zustand lässt sich selbstverständlich für spätere Verwendungszwecke speichern. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Abschnitte aus dem Sichtfeld zu entfernen, eine Funktion, die durch Skripte weiter verfeinert werden kann. Weitere nützliche Funktionen von Arc umfassen die Bild-in-Bild-Unterstützung für z.B. Google-Meet-Anrufe sowie ein integriertes Notizen-Tool.

Das Betriebssystem für das Internet

Viele ehemals eigenständige Programme haben ihren Weg in Webbrowser gefunden: E-Mails, Textdokumente, Kalender, Planungstabellen, Content-Management-Systeme. Hinzu kommen Nachrichten, soziale Netzwerke, KI-Chatbots, Videokonferenzen, To-do-Listen und, wenn gewünscht, sogar Videobearbeitung – alles im Browser. Die Entwickler von Arc und einige andere argumentieren deshalb, dass ein Browser wie ein Betriebssystem für das Internet sein sollte. Konkret bedeutet dies beispielsweise, einen anderen Ansatz für Tabs zu wählen. Die seitliche Anordnung in Arc ermöglicht eine bessere Lesbarkeit des Inhalts eines einzelnen Tabs, selbst wenn viele gleichzeitig geöffnet sind.

Die integrierten Mediensteuerelemente waren das erste Feature von Arc, die beim ersten Blick auch gleich auffallen. Wenn man beispielsweise einen Twitch-Stream oder einen Spotify-Song abspielt und dann zu einem anderen Tab wechselt, erscheint ein kleiner Player unten in der Seitenleiste, der es einem ermöglicht, Titel zu pausieren oder zu überspringen. Ein Klick auf den Player bringt einem direkt zum Tab zurück. Beim Wechsel von Google Meet werden auch Mikrofon- und Lautsprechersteuerelemente in der Seitenleiste angezeigt. So einfach! So hilfreich! So viel besser als das verborgene Menü in Chrome, das man oft vergisst.

Auch der bereits erwähnte Bild-in-Bild-Modus von Arc, der das, was man gerade ansieht, in einem kleinen Overlay-Fenster anzeigt, wenn man zwischen Tabs wechselt oder zu einer anderen App geht. Derzeit ist es ein sehr grundlegendes Werkzeug – es erfasst den Videoplayer und platziert ihn über anderen Tabs – aber The Browser Company hat anscheinend noch große Pläne für dieses Feature. Features wie diese machen Arc eher zu einem Betriebssystem als zu einem Browser.

In naher Zukunft stellt sich das Unternehmen vor, dass alles, was man tun, mit dem Web verbunden sein wird. Selbst die meisten nativen Apps sind jetzt nur Hüllen um Web-Apps. Warum also alles auf dem Desktop verwalten? Deshalb betrachtet Arc die Seitenleiste als einen App-Starter, und deshalb gibt es einen Ort zum Speichern und Durchsuchen der Screenshots und Downloads, damit man mehr erledigen kann, ohne die App zu verlassen. The Browser Company hat sogar zwei neue Apps in Arc integriert: Notes und Easels. Notes sind einfach, nur eine Möglichkeit, schnell eine leere Seite zu öffnen und Dinge aufzuschreiben. Jede Seite erhält ihre eigene URL, damit man sie speichern oder mit anderen teilen können. Easels sind viel leistungsstärker und gewähren einen Einblick in die wahren Ambitionen von Arc. Ein Easel ist im Wesentlichen eine Tafel, ein leerer Raum, auf dem man schreiben, zeichnen oder Bilder und Videos hinzufügen kann. Man kann sogar einen Screenshot durch eine Live-Version jeder Webseite ersetzen und ein Easel in eine Echtzeitansicht von vielen Websites gleichzeitig verwandeln. Jedes Easel ist teilbar und kollaborativ.

Arc Search

Mit Arc Search bringt The Browser Company eine neue iOS-Suchmaschinen-App an den Start. Arc Search kombiniert Browser, Suchfunktionen und Künstliche Intelligenz (KI) zu einer innovativen Suchmaschine. Durch die Funktion “Browse for me” erstellt Arc Search eine spezielle Webseite basierend auf der Suchanfrage. Ein Beispiel des US-Technikportals The Verge verdeutlicht dies anhand eines American Football-Spiels. Arc Search durchsuchte das Web und lieferte innerhalb weniger Sekunden eine Vielzahl von Informationen, darunter das Endergebnis, den entscheidenden Spielzug, verwandte Nachrichten, verschiedene Links und weitere kurze Fakten zum Spiel. “In dieser Idee von The Browser Company steckt die Vorstellung, dass ein Browser, eine Suchmaschine, ein KI-Chatbot und eine Website keine getrennten Elemente sind.” Es gibt jedoch auch einen Abschnitt namens “Dive Deeper” am Ende mit einer Auswahl von Links. Im Gegensatz zu KI-Chatbots mit Webzugang wie Copilot und Perplexity AI stellt sich Arc Search vor, dass die KI Webseiten erkundet, indem sie für jede Suchanfrage eine neue Website erstellt.

Gleichzeitig markiert Arc Search eine bedeutende Veränderung für den Arc-Browser. Im vergangenen Herbst erhielt der Browser neue, KI-basierte Funktionen. Während die bisher nur auf dem iPhone verfügbare mobile App von The Browser Company hauptsächlich als Begleit-App für den Desktop diente – eine Möglichkeit, auf offene Tabs zuzugreifen und nicht viel mehr – bereitet sich das Unternehmen mit der Einführung von Arc für Windows-Nutzer darauf vor, sein eigenes plattformübergreifendes Synchronisierungssystem namens Arc Anywhere einzuführen und einige dieser KI-gesteuerten Funktionen für Arc auf anderen Plattformen verfügbar zu machen, berichtet The Verge. Zukünftig wird Arc Search nur noch als Arc bezeichnet und die einzige mobile App des Unternehmens sein, so der CEO von The Browser Company, Josh Miller, laut The Verge.

Miller zufolge besteht noch viel Potenzial für Arc Search, um noch “intelligenter” zu werden. Die zugrunde liegenden KI-Modelle stammen aus einer Mischung von OpenAI und anderen Quellen.

Fazit

Auf gewisse Weise ist Arc eher wie ChromeOS als Chrome. Es versucht, den Browser zu erweitern und zur einzigen App zu machen. In einer Welt, in der alle Apps Webanwendungen sind und alle Dateien URLs sind, wer braucht wirklich mehr als einen Browser? Arc hat recht: Wir brauchen ein Betriebssystem für das Internet, ein Werkzeug, das es uns erleichtert, zwischen Apps zu arbeiten, uns beim Organisieren hilft und einige plattformweite Tools hinzufügt, um alles besser zu machen. Die App wird deutlich nützlicher sein, wenn sie auf Mobilgeräten und Windows verfügbar. Tabs sind passé. Es lebe die Seitenleiste.

Zum Weiterschauen

Quellen

Fotos/Videos

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