Web3 – Das republikanische Modell des Internets?
Von Lukas Gruber am 06.11.2024
Die Republikaner haben einmal mehr den Wahlsieg in den USA errungen und Donald Trump in das Präsidentenamt gehievt. Im Gegensatz zu den Demokraten steht die Partei einerseits für weniger Regulierung sowie andererseits für mehr Freiheit und Selbstverantwortung des Individuums. Im Kontext des World Wide Webs werden eben diese Prinzipien oft mit dem Begriff des Web3 verbunden. Doch wofür steht das Web3 überhaupt?
Abbildung: Demokraten und Republikaner im Blickfeld der Freiheitsstatue [1]
Grundgedanke hinter dem Web3
Grundgedanke hinter dem Web3 ist es ein offeneres und gerechteres Internet zu schaffen. Das Web3 zielt darauf ab, den Nutzern mehr Kontrolle über ihre Daten und digitalen Vermögenswerte zu geben und dies zugleich in einem sicheren und transparenten Internet. Indem die Macht und der Einfluss dezentralisiert werden, wird es kleineren Akteure und Einzelpersonen ermöglicht eine größere Rolle zu spielen, ohne von zentralen Instanzen abhängig zu sein.
Teil dieser Idee ist es unter anderem den Einfluss von großen Technologiekonzernen wie Microsoft, Google oder Meta zurückzudrängen. Diese nutzen ihre Machtstellung aus, um Mitbewerber aus dem Markt zu drängen und weiter zu wachsen.
Die Evolution des Webs
Am 30. April 1993 startete das CERN die erste Website der Welt [2]. Seitdem hat sich das World Wide Web in den letzten 30 Jahren von einfachen, statischen Seiten (Web1) hin zu interaktiven Seiten und sozialen Medien (Web2) entwickelt [3]. Web3 führt das Konzept des Eigentums ein und schafft ein „Lesen-Schreiben-Besitzen“-Modell. Manche schmieden schon Pläne für das Web 4.0. Die EU-Kommission etwa hat eine Strategie für Web4 als Teil ihrer Forschung zu virtuellen Welten und den Aussichten der EU-Wirtschaft über 2030 hinaus verabschiedet [4]. Das „Symbiotische Web“ wird digitale und reale Umgebungen integrieren und die Mensch-Maschine-Interaktion verbessern.
Web3 und insbesondere Web4 befinden sich jedoch in einer laufenden Entwicklungsphase. Sie stellen momentan in Wahrheit ein unscharfes Konzept dar, denen keine exakte Definition zugrunde liegt und damit eher als Leitvisionen zu verstehen sind.
Abbildung: Evolution des Webs [5]
Funktionsweisen des Web3
Web3 funktioniert grundlegend durch die Nutzung von Blockchain-Technologie und dezentralen Netzwerken, um ein benutzerzentriertes Internet zu schaffen [6]. Hier sind die Hauptkomponenten und Funktionsweisen von Web3:
- Dezentralisierung: Anstatt Daten auf zentralen Servern zu speichern, werden sie über ein Netzwerk von Computern verteilt. Dies reduziert die Abhängigkeit von zentralen Instanzen und erhöht die Sicherheit.
- Blockchain: Diese Dezentralisierung wird durch eine Blockchain ermöglicht. Es gibt verschiedenste Blockchains, wie z.B. Ethereum und IoTeX, welche zumeist einen bestimmten Anwendungszweck verfolgen. Sie bestehen aus verteilten Ledgern, welche Transaktionen in Blöcken speichern. Jede Transaktion wird von einem Netzwerk von Computern verifiziert, was Manipulationen nahezu unmöglich macht.
- Smart Contracts: Dies sind selbstausführende Verträge, bei denen die Bedingungen der Vereinbarung direkt in Code geschrieben sind. Dieser Code ist wiederum auf der Blockchain selbst bereitgestellt. Sie ermöglichen automatisierte und vertrauenslose Transaktionen.
- Kryptowährungen: Ein integraler Bestandteil des Web3 sind Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum, welche für Transaktionen verwendet werden. Diese digitalen Währungen ermöglichen es Nutzern, Werte ohne Zwischenhändler (z.B. Banken) zu übertragen.
- Wallets: Nutzer verwenden digitale Wallets, um ihre Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerte zu speichern und zu verwalten. Diese Wallets bieten auch Zugang zu verschiedenen Web3-Anwendungen.
- DApps: Dezentralisierte Applikationen werden wie herkömmliche Web2 Anwendungen mit HTML, CSS und JavaScript erstellt. Als Backend fungiert jedoch der auf der Blockchain codierte Smart Contract. Wallets und eigene Schnittstellenbibliotheken werden für diese Anbindung genutzt.
Beispielanwendung einer dApp
In der einwöchigen Summer School wurde eine dApp für das Wetten bei EM-Endrunden erstellt, welche hier eingesehen werden kann: https://mfg.fhstp.ac.at/allgemein/workshopergebnis-smart-contracts-token-creation-with-erc20/.
Kritik
Das Web3 muss eine Menge Kritik über sich ergehen lassen [7]. Manche sehen es überhaupt nur als eine von Risikokapitalgeber wie Andreessen Horowitz finanzierte Marketingkampagne. Andere bezweifeln die Durchsetzbarkeit aufgrund mangelhafter Möglichkeiten zur Regulierung, wodurch Cyberkriminalität, Cyber-Mobbing, Hassrede und die Verbreitung von Bildern von Kindesmissbrauch zusätzlichen Raum zur Entfaltung bekommen würden. Wieder andere befürchten eine dem Ansatz entgegengesetzte stärkere Zentralisierung des Webs. Schlussendlich sind auch im Web3 nicht alle Komponenten dezentralisiert. Etwa werden die Programmierschnittstellen für Blockchain-Anwendungen im Moment hauptsächlich von den beiden Unternehmen Alchemy und Infra kontrolliert.
Fazit
Schlussendlich wird es nur die Zeit zeigen in welche Richtung sich das Internet entwickelt. Der Kritik zum Trotze wird das Web3 weiter erforscht. Womöglich sind die Möglichkeiten, die es bietet, noch gar nicht richtig erkannt. Wie Anton Zeilinger sagte – ein Österreichischer Quantenphysiker – “I think there is a need for something completely new. Something that is too different, too unexpected, to be accepted as yet.“