Konzept “Shirtbook”
Von Florian Schiesterl am 20.10.2012
Wer kennt sie noch? Die guten alten Gästebücher in denen man als Webseiten-Gast auch ein paar Worte da lassen konnte. Das Gästebuch als “Webfeature” wird heutzutage sehr gerne belächelt. Als “Web 1.0” – Relikt von Hobby-Webdesignern finden sich, sofern wirklich noch vorhanden, heute meist nur mehr alte und verstaubte Beiträge darin. Trotzdem erinnern sie an den damaligen Versuch, eine soziale Komponente der Website hinzuzufügen. Heute lassen wir unsere Botschaften natürlich in sozialen Netzwerken freien Lauf – wozu also noch ein Gästebuch?
Im Zuge eines Projektes zum Thema “Social QR-Code Kampagne” will ich den Gedanken des Gästebuches dennoch wieder aufgreifen.
Idee
Das “Shirtbook” ist ein virtuelles, persönliches Gästebuch mit physischem Einstiegspunkt. Es soll ein Dokument darstellen, in welchem Freunde , Bekannte oder neugierige Passanten sich verewigen können. Das Gästebuch kann der User mühelos immer und für alle klar ersichtlich bei sich tragen – nämlich mittels eines QR-Codes auf seinem T-Shirt. Mittels Smartphone kann sich dann jeder in das Gästebuch eintragen aber auch lesen was schon andere darin hinterlassen haben. Der Content kann flexibel sein, so könnte ein Eintrag nicht nur Text enthalten sondern auch die aktuelle Position, Fotos oder Videos.
Durch Verknüpfung des T-Shirts mit dem mobilen Internet, werden für den User Erinnerungen “in” das T-Shirt gespeichert und “durch” das Shirt mit Freunden und aussenstehenden geteilt. Realen Gegenständen wird digitaler Content zugeschrieben.
Umsetzung
Das Shirt soll mit der Aufforderung “Leave a message in my shirtbook” den User dazu bringen, dass er sich spontan in das Shirtbook einträgt. Der QR-Code wurde adaptiert und unterstreicht mit dem Brief-Symbol das Wort “message”. Auf den ersten Blick ist durch den Zeilenumbruch auch die Aussage “Leave a mess” zu sehen. Shirtbook ist also ein Platz für jegliche Kommentare und nimmt sich auch selber nicht so ernst. Dies soll die Konversionsrate und auch den Spaßfaktor beim Benutzen der Web-App steigern.
Durch Scannen des QR-Codes gelangt der User schliesslich auf eine simple Webapp wo auch gleich die letzten Beiträge angezeigt werden. Durch einen prominent platzierten Button kann dann auch schnell ein eigener Beitrag erstellt werden.
Testen des Konzeptes
//UPDATE 05.11.2012
Das Shirt war insgesamt zwei Tage im Einsatz und wurde im “Studenten-Alltag” getestet. Es wurde also in der Mensa, im Hörsaal, im Seminarraum, in der WG und auch in der Bar getragen. Wetterbedingt konnte Shirtbook leider nicht draussen auf der Straße getestet werden.
Generell sollte Shirtbook ihre potentiellen Benutzer neugierig machen und so auf die Seite locken. Durch die Einfachheit der App sollten dann möglichst viele User auch einen Eintrag hinterlassen. Als Ziel sollte daher eine Konversationsrate von 2/3 erreicht werden. So sah das theoretische Konzept jedenfalls aus.
In der Praxis erwies sich vor allem das Scannen des QR-Codes als der problematische Faktor. Bei fremden Passanten war meist die Hemmschwelle zu groß um den Code zu scannen. Zudem fanden vor allem in großen, stressigen Räumen mit hoher Personenfluktuation (Aula) wenige Leute die Zeit mein Shirt überhaupt zu betrachten. Das Shirt viel meist erst in entspannteren Situationen auf (beim Essen in der Mensa oder im Seminarraum). Hier nahmen sich User dann auch die Zeit um den Code zu scannen. Als Problem erwies sich dann teilweise der Code selber. Der QR-Code wurde im voraus mit verschiedenen QR-Reader-Apps erfolgreich getestet. In der Praxis erschwerten jedoch Faktoren wie schlechte Beleuchtung oder Falten im Shirt das Scannen. Bei vielen Usern dauerte das Scannen daher mehr als 10 Sekunden. Einige gaben schon nach ein paar Sekunden auf. Ein zusätzliches Problem stellte die Netzabdeckung dar welche nicht immer Internetzugriff zuließ.
User die es schliesslich auf die mobile Webseite geschafft habtten, hinterließen jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen Eintrag. Ingesamt waren 16 Testpersonen auf der Plattform von denen 12 auch einen Eintrag verfasst haben. Die Konserversationsrate liegt damit bei 75%. Unter den 12 Testpersonen befanden sich jeweils 5 iPhone und Android Benutzer sowie 2 Benutzer mit Nokia-Geräten.
1 Kommentar
Erinnert mich ein wenig an die gute alte Zeit, als man Zettel mit beschränkt freundlichen Inhalten heimlich den Mitschülern auf den Rücken geklebt hat. Hoffentlich bekommst Du nettere “Aufkleber”. Die Idee gefällt mir.
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