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Mobile Payment: Bezahlmöglichkeiten, Probleme, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Von am 06.02.2015

Für “Mobile Payment” wird bis 2017 ein Wachstum von 1,3 Billionen US-Dollar weltweit erwartet. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist das eine Steigerung um 400 Prozent. Aber mobile Bezahlmöglichkeiten sind gerade in der westlichen Welt nicht erfolgreich. Deshalb hat sich die Seminararbeit „Mobile Payment: Bezahlmöglichkeiten, Probleme, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren“ mit diesem Thema beschäftigt. Bei der Arbeit handelte es sich um eine Seminararbeit die einen literarischen Überblick über das Thema geben soll.

Was ist Mobile Payment?

„Mobile Payment“ bedeutet, dass man Waren aller Art bei einem Händler mit mobilen Geräten (nicht nur Smartphones, sondern auch z.B. Mobiltelefone oder PDAs) bezahlen kann. Das Bezahlsystem beschreibt wie ein Kunde oder Kundin bezahlt bzw. die Transaktion abläuft.

Warum ist Mobile Payment wichtig?

  • Reichweite
    2,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben kein Bankkonto, aber 1,7 Milliarden dieser Menschen haben ein mobiles Gerät.
  • Zusätzlicher Absatzkanal
    Es bietet dem Konsumenten einen zusätzlichen Weg um Käufe abzuwickeln
  • Reduzierung von Kosten
    Mobile Payment erhöht die Kundenbindung und reduziert die Kosten für Banken, den Banken benötigen so weniger Ressourcen (zum Beispiel MitarbeiterInnen am Schalter), da Kunden von unterwegs Zahlungen und Überweisungen tätigen können.
  • Gebühren
    Bei Kreditkarten-Transaktionen sind 5 Parteien (Konsument, Verkäufer, Handelsbank/Acquirer, Kartenaussteller/Issuer, Zahlungsnetzwerk) involviert, während bei mobilen Bezahlsystemen nur 3 Parteien (Konsument, Verkäufer, Payment-Provider). Somit fallen weniger Gebühren an.

Aktuelle Möglichkeiten

Account-Based Payment

Für „Account-Based Payment“ wird ein Konto bei einem Dritten benötigt, zum Beispiel bei einer Bank.

  • Mobile Phone-Based Payment
    Bezahlt wird über die Rechnung des Mobilfunkanbieters.
    Beispiel: Kauf eines Tickets für die U-Bahn via SMS.
  • Smart Card Payment Systems
    Basieren auf Karten die mit einem Chip ausgestattet sind.
    Beispiel: Bankomatkarte
  • Credit Card Mobile Payment Systems
    Telefonnummer wird mit Kreditkartendaten verknüpft, statt über die Rechnung des Mobilfunker abzurechnen.
  • Mobile POS (Point-of-Sale)
    Bezahlt wird mit einer Smartphone App.
    Beispiel: Starbucks App. Man zeigt dem Verkäufer den QR-Code der App. Dieser scannt den Code und kann zuvor aufgeladenes Guthaben abbuchen.

Mobile Wallets

Softwareanwendungen die auf mobilen Geräten laufen und Details des Konsumenten (Kontodaten, Kreditkartendaten, etc.) nennt man „Mobile Wallets“.

Hier gibt es zwei Unterscheidungen:

  • Client Wallets
    Alle Informationen sind am Gerät gespeichert. Nachteil: Upgrades durch Wallet-Anbieter sind schwierig, da geräteabhängig, Restrisiko bei Diebstahl des Geräts.
  • Hosted Wallets
    Daten werden auf dem Server des Anbieters gespeichert. Dadurch hat der Anbieter mehr Kontrolle über die Funktionalität und Sicherheit der Daten. Nachteil: Man muss die Daten einem Dritten anvertrauen, Restrisiko durch Hockerangriffe.

Probleme und Herausforderungen

Wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch bei Mobile Payment verschiedenste Herausforderungen, nicht nur technologisch sondern auch kundenspezifisch.

  • Kundenakzeptanz
    Aktuell gibt es kein einheitliches System. Während sich Unternehmen mit der Technik dahinter beschäftigen, machen sich Konsumenten mehr Gedanken um Datenschutz, Komfort, Mehrwert oder Sicherheit. Viele Personen wissen, dass es die Möglichkeit für mobiles Bezahlen gibt, nutzen es aber einfach nicht.
  • Benutzerfreundlichkeit
    Solche Systeme müssen eine niedrige Lernkurve haben, einfach zu verstehen sein und Zeit sparen. Mobile Zahlungssysteme müssten die Benutzerfreundlichkeit von Bargeld erreichen.
  • Sicherheit
    Ein System soll logisch und nicht manipulierbar sein (Daten dürfen nicht kopierbar sein). Anonymität muss möglich sein. Außerdem müssen Konsumenten den Anbietern vertrauen, dass diese ihre Daten gut schützen.
  • Überprüfung/Kontrolle
    Konsumenten wollen überprüfen können, wann sie wo was ausgegeben haben. Dies steht etwas im Konflikt mit Sicherheit und Anonymität. Bargeld bietet zum Beispiel Rechnungen als Nachweis.
  • Universell
    Mobile Bezahlsysteme müssen alle möglichen Szenarien abdecken: B2B, B2C, C2C, Inlandsüberweisungen, Auslandsüberweisungen, Micropaymment, Macropayment
  • Zusammenspiel von Systemen
    Die unterschiedlichen Systeme müssen miteinander funktionieren und kompatibel sein.
  • Kosten
    Es dürfen nicht mehr Kosten entstehen als bei der Verwendung von gängigen Systemen (z.B. Kreditkarte)
  • Geschwindigkeit
    Durch die Verwendung von mobilen Zahlungssystemen darf keine zusätzliche Wartezeit für sich selbst oder Andere entstehen.

Erfolg

Es gibt durchaus Erfolgsgeschichten die das Potential von mobilen Bezahlmöglickeiten zeigen. Die folgenden Faktoren hängten stark mit dem Erfolg in Zusammenhang.

  • Routine
    Wenn es sich mit den Gewohnheiten der BenutzerInnen vereinbaren lässt, finden solche Systeme mehr Akzeptanz. Zum Beispiel für Personen die jeden Morgen zu Starbucks gehen, lässt sich die Starbucks-App gut verwenden und in die tägliche Morgen-Routine einbinden.
  • Sinn
    Personen die an einem Test teilgenommen haben, gaben an, dass ihnen manchmal spontan einfällt eine Rechnung bezahlen zu müssen. Dies ist mit mobilen Bezahlsystemen überall und jederzeit möglich. Außerdem gaben viele Personen an, oft ihre Geldbörse zu vergessen, nie aber ihr Smartphone.
  • Gamification
    Es gibt Anbieter, die spielerische Element ein ihre Anwendungen einbinden. Das heißt, wer oft die Anwendung benutzt, bekommt Punkte oder Rabatte.
  • Soziale Wahrnehmung
    Personen die solche Anwendungen verwendet haben, fühlten sich im Moment der Anwendung sozial stärker wahrgenommen. Sie beschreiben ein positives Gefühl, wenn andere Personen sie dabei sehen, wenn sie ihr Smartphone zum Bezahlen verwenden. Es ist fortschrittlich und nicht etwas Besonderes, denn nicht jeder verwendet es.
  • Value Added Services
    Das Einbinden von Ergänzungsdiensten steigert den wahrgenommenen Nutzen von Anwender/-innen. Zum Beispiel kann man mit der Starbucks-App nicht nur bezahlen, sondern auch andere Informationen abrufen.

Lösungsansätze

Nicht alle Probleme und Herausforderungen haben Lösungsansätze. Aber es gibt gewisse Voraussetzungen die erfüllt sein müssen, damit sich Kunden/-innen auf mobile Bezahlsysteme einlassen.

  • Geeignet für jeden Geldbetrag
    Zahlung von kleinen als auch von großen Geldbeträgen müssen möglich sein
  • Verfügbarkeit/Szenarien
    Es müssen so viele Szenarien wie möglich abgedeckt werden. Bezahlsysteme dürfen nicht auf bestimmte Benutzergruppen (z.B. nur iOS Anwender) beschränkt sein.
    Serviceprovider, Banken und andere Parteien müssen zusammenarbeiten um die Kompatibilität der unterschiedlichen Systeme zu ermöglichen.
  • Standards
    Service Provider sollen sich an existierende Standards halten um das Wachstum von mobilen Zahlungssystemen zu steigern.
  • Live Demonstrationen
    Forschungen haben gezeigt, dass Live Demonstrationen (BenutzerInnen live zeigen wie sie die Systeme verwenden können und welche Vorteile sie dadurch haben) einen große Einfluss auf potentielle NutzerInnen haben. Der Bedienkomfort solcher Systeme ist ein wichtiger Faktor und solche Vorführungen steigern die Wahrnehmung der Anwenderfreundlichkeit.

Resümee

Die Seminararbeit und die Recherche haben gezeigt, dass es aktuelle eine unüberschaubare Anzahl an Lösungen im Mobile Payment Markt gibt. Einen eindeutigen Hardware- oder Softwarestandard gibt es (noch) nicht.

Ein Blick auf Entwicklungsländer hat gezeigt, dass dort mehr Potential besteht, da in diesen Ländern das Finanzsystem nicht so etabliert ist wie zum Beispiel in Amerika.
Kunden/-innen haben außerdem ein starkes Verlangen nach Datenschutz, Sicherheit und Transparenz. Es ist sicher ein schwieriges Unterfangen all diese Anforderungen an ein gutes System zu erfüllen, aber sicher nicht unmöglich.
Dennoch, wenn die Kunden ein System nicht akzeptieren, dann sollte nicht mit Zwang versucht werden eines zu etablieren. Schuld an mangelnder Akzeptanz ist nicht der Kunde, sondern das Produkt. Außerdem wäre es besser, die Kunden nicht nur zu befragen sondern Experimente und Live-Demonstrationen durchzuführen.

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