Drucken am Handy: Apple Airprint und HP ePrint im Vergleich (Teil 2)
Von Grischa Schmiedl am 19.12.2011
Das direkte Drucken per Smartphone ist eine relativ neue – und keineswegs ganz problemlose Sache – vor allem dann nicht, wenn man den Drucker in einer Unternehmens-IT-Infrastruktur einsetzen will. Nachdem ich letzte Woche mangels Berechtigung zum Konfigurieren des Netzwerkes aufgeben musste, konnte ich heute, mit Hilfe unserer Netzwerkbetreuer weiterarbeiten.Dieser Bericht ist die Fortsetzung zum Teil 1.
Unternehmensnetzwerke sind im allgemeinen nicht nur nach außen, sondern – zumindest ab mittelgroßen Unternehmen – auch nach innen geschützt. In unserem Fall werden die Berechtigungen auf Basis der MAC-Adresse sowie des Domänenlogins gesetzt. Für den HP CP1525NW ein ziemliches Hindernis. Zwar findet man die Mac-Adresse über den eingebauten Konfigurationswebserver noch relativ leicht heraus, eine Domänennmeldung wird aber nicht unterstützt. An dieser Stelle war zum ersten mal die Flexibilität unserer Netzwerker gefragt.
Und tatsächlich, kaum sind die künstlichen Hürden der Netzwerkkonfiguration behoben, bekommt der Drucker auch sofort eine IP-Adresse und hängt im Netz.
Und damit ist er tatsächlich auch schon per Airprint verfügbar. Ein Testdruck aus Safari bestätigt dies. Bonjour funktioniert also tatsächlich – selbst über diverse Zwischenstationen, denn zwischen meinem per WLAN angehängten iPhone und dem am LAN hängenden Drucker hängen einige Switches – sie befinden sich aber im gleichen logischen Netzwerksegment – vermutlich.
Auch das Webinterface, mit dem sämtliche Konfigurationseinstellungen am Drucker geändert werden können, ist sofort per Webbrowser vom Handy oder allen anderen Endgeräten sichtbar – und zwar für alle internen User.
In einer kleinen Firma bzw. zuhause wäre das kein Problem. Im Unternehmensumfeld ist das etwas zu freizügig – bei uns an der FH erst recht. Immerhin haben gerade potentiell 2000 Studierende Zugriff auf meinen Drucker bekommen. Zum Glück lässt sich das Webinterface aber mit einem Passwort schützen. Danach können zwar immer noch eine Menge Konfigurationsdaten ausgelesen werden, aber zumindest nicht verändert.
Damit ist aber nach wie vor der Drucker per Bonjour zu finden und damit kann jetzt jeder mit seinem iPhone auf meinem Drucker drucken…
Im Menü Netzwerk -> Erweitert des Drucker-Webinterfaces finde ich zunächst einmal die Möglichkeit Bonjour abzuschalten. Damit ist der Drucker zumindest nicht mehr sichtbar. Aber eine echte Lösung ist das natürlich nicht, denn jetzt kann natürlich auch ich nicht mehr drucken. Eine Benutzerauthentifizierung ist für Airprint aber offensichtlich nicht vorgesehen.
2. Schritt: HP ePrint
Um ePrint mit dem Drucker zu nutzen, muss es zunächst am Drucker aktiviert werden. Dies funktioniert erneut nur über das Webinterface. Wer also ePrint direkt nach dem Auspacken verwenden will, muss zunächst auf das Webinterface zugreifen können. Dies ist allerdings auch mit dem mobilen Gerät möglich, stellt also keine Einschränkung dar. Ich kann die Einstellungen aber auch mit meinem Mac machen – das nicht mobil optimierte Webinterface des Druckers legt dies ohnehin nahe.
Im Menupunkt HP Web-Services finde ich die Möglichkeit ePrint zu aktivieren. Ein erster Versuch scheitert, da der Drucker noch von unserer Firewall behindert wird. Der gewöhnlich zu verwendende Proxyserver bleibt mir dank der erneuten Unterstützung unserer Netzwerkabteilung erspart – ansonsten wäre ich hier wieder gescheitert. Zwar unterstützt der Drucker den Verbindungsaufbau über Proxyserver – aber die bei uns notwendige Authentication mit Username und PW kann er nicht.
Die gelockerten Netzwerk-Einstellungen machens möglich – interessant dabei ist, was der Drucker dabei macht. Neben einer HTTP-Verbindung zur Adresse 15.217.96.168 verbindet sich der Drucker zusätzlich auch auf 15.240.234.250 zu Port 5222. Die 2. Verbindung hätte über einen HTTP-Proxy ohnehin nicht geklappt.
Mit meiner Proxybefreiung kann es jetzt aber weitergehen. Als Resultat der Aktivierung bekomme ich den für das Anmelden am HP ePrint-Center notwendigen Druckercode – nein nicht im Webinterface angezeigt sondern – ausgedruckt. Diesen kann ich jetzt auf der Webseite des HP ePrint Center (die findet man am besten durch Suche in Google…) eingeben und komme damit tatsächlich ins ePrint-Center.
Hier wartet das nächste Problem auf mich: “Aktualisieren Sie Ihre Firmware unter www.hp.com/go/eprint, um sicherzustellen, das der ePrint-Dienst nicht unterbrochen wird.” weist mich das ePrint-Center mit ein dicken roten Ausrufungszeichen an – dabei habe ich doch schon ganz am Beginn die aktuellste Firmware eingespielt??? Dennoch lade ich das unter angegebenen URL verfügbare Updater-Programm herunter, welches aber keinen upzudatenden Drucker bei mir findet – obwohl dieser nach wie vor direkt per USB und LAN von meinem Gerät aus erreichbar ist. Bedeutet dies, dass mein Gerät doch aktuell ist, aber wie kann ich das dem ePrint Center mitteilen?
Kurzerhand probiere ich es einfach aus und schicke aus Pages (am iPhone) ein Dokument im PDF-Format an die geheime eMailadresse, die meinen Drucker identifiziert: ******@hpeprint.com
2 Minuten dauert es (vielleicht hätte ich ein kleineres Dokument verschicken sollen) – dann kommen 2 Seiten gestochen scharf aus dem Drucker!
Fazit:
Auf der Plus-Seite kann man feststellen, dass beide Druckvarianten funktioniert haben. Airprint ist inhouse natürlich schneller, immerhin wird das Dokument direkt vom Handy zum Drucker gesendet. HP ePrint hingegen schickt das Dokument immer erst zu HPs ePrint Server, von wo es der Drucker holt. Das kostet seine Zeit, aber es klappt dafür von überall (warum ich allerdings von unterwegs auf dem Drucker in der Arbeit drucken sollte, fällt mir ad hoc nicht ein). Für vertrauliche Dokumente muss jeder selbst entscheiden, ob er sein Dokument über den HP-Dienst drucken möchte.
HP macht es dem User aber in keinem Fall leicht. Ohne Update der Fireware geht in keinem Fall etwas – und die Fehlermeldung über ein angebliches ausständiges Update steht bei mir noch immer im ePrintCenter, lässt sich aber nicht beheben, da der Drucker ja tatsächlich am aktuellen Stand ist.
Im privaten Umfeld lässt sich das Gerät relativ problemlos in Betrieb nehmen – auch wenn dazu ein PC unumgänglich ist. Schade eigentlich, da das Gerät ja ohnehin internetfähig ist – es hätte also problemlos auch selbst die benötigten Updates aus dem Internet beziehen und installieren können. Im Unternehmensumfeld warten hingegen teilweise betriebsverhindernde Probleme. Zumindest mit Airprint lässt sich der Drucker intern nicht vor unberechtigter Nutzung schützen. Der Einsatz des Druckers im Unternehmens-LAN ist nur durch die Umgehung mancher in Unternehmen gängiger Sicherheitseinstellungen möglich.
Eine Entscheidung für das eine oder andere Protokoll ist aber ohnehin nicht nötig. Der Einsatz beider Druck-Varianten parallel ist nämlich durchaus sinnvoll.
Airprint funktioniert nur mit iOS und dort auch nur mit Apps, die Airprint explizit unterstützen – das aber dafür dann problemlos. HP ePrint funktioniert hingegen mit allen Programmen, die ein Dokument per eMail verschicken können – nicht nur von beliebigen Handys aus sondern von jedem Computer. Dafür ist aber die Anzahl an unterstützten Fileformaten, die ePrint versteht beschränkt. Derzeit werden folgende Formate gedruckt:
- Microsoft Word
- Microsoft PowerPoint
- Microsoft Excel
- Textdateien (.txt)
- HTML
- Bilder (bmp, jpg, png, gif, tiff)
Ob dabei wirklich jedes Dokument gedruckt werden kann, muss sich noch zeigen.
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PS: Herzlichen Dank an Martin vom NSC für seine Unterstützung!
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