Reparatur von Smartphone- Tablet-Displays
Von Christian Jandl am 25.01.2016
Als Medientechniker mit Vertiefung „Mobiles Internet“ wird einem zwangsläufig garantiert aus dem Bekanntenkreis irgendwann mal die Frage gestellt, was man mit dem Smartphone/Tablet machen soll, das runtergefallen ist und nun das Display oder der Digitizer (Touchscreen) kaputt ist. Im schlimmsten Fall betrifft einem das sogar selber. Ich versuche in diesem Artikel meine bisherigen Erfahrungen im Bereich der Reparatur von mobilen Geräten zusammenzufassen, damit ihr wisst, wo es sinnvoll ist zu reparieren und wo man besser die Finger davon lässt.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass es sich in den meisten Fällen lohnt zu reparieren. Das ist meist auch mit ein bisschen Geschick und technischen Verständnis selbst möglich. In Ausnahmefällen braucht man wirklich einen Fachmann, der meist so teuer ist, dass eine Reparatur dann nur geringe Kostenersparnis bringt.
Meine Erfahrung ist, dass man durchaus bereit sein muss etwas Lehrgeld in manchen Fällen zu zahlen, aber es sich grundsätzlich durchaus lohnt einen Ersatzteil ein zweites Mal zu kaufen anstatt beim Handyshop einen überteuerten Stundenlohn zu zahlen. Ein großes Problem ist auch, dass diese Shops nicht wirklich kundenorientiert sondern eher profitorientiert arbeiten bzw selbst nicht immer vom Fach sind.
Ich werd jetzt einige Modelle vorstellen, die ich erfolgreich repariert habe, und welche Dinge ihr wissen solltet, wenn ihr es auch probieren wollt. Ich nutze bei den Reparaturen immer die Plattform ifixit.com. Hier finden sich detaillierte Beschreibungen mit hochauflösenden Grafiken. Weiters werden hier auch die Schwierigkeitsgrade für die Reparatur angegeben. Sollte der Schwierigkeitsgrad „difficult“ vermerkt sein, würde ich die Finger davon lassen und eine Alternative suchen.
IPhone 4 (S):
Das Display vom IPhone 4 im Schadensfall zu tauschen macht durchaus Sinn. Man bekommt bereits ab ca 17 € ein Ersatzdisplay. Ersatzdisplay bedeutet in diesem Fall, dass man den Digitizer (Touchscreen) und das Display erhält. In fast allen Angeboten ist auch das benötigte Werkzeug dabei. Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass die Schraubenzieher meist zu wenig magnetisiert sind und so die Schrauben immer herunterfallen. Gerade bei den seitlichen Schrauben, die das Display am Rahmen halten, ist es sehr unangenehm wenn dies der Fall ist. Im Grunde lässt sich aber mit den mitgelieferten Werkzeugen arbeiten. Der gefährlichste Arbeitsschritt beim Tausch eines Iphone 4 Displays ist der Moment, wenn man die Stecker durch die Öffnung des Rahmens zieht. Hier ist es extrem wichtig, dass man sehr genau darauf achtet, dass diese soweit durchgezogen werden, dass sie am Steckplatz ohne Spannung eingesteckt werden können. Wird das Kabel für das Display nicht ganz herausgezogen, entsteht bei der Displaymontage ein Knick im Kabel und das Display funktioniert nicht mehr. Alle anderen Arbeitsschritte lassen sich aber problemfrei durchführen.
Beim Iphone 4S ist der Aufbau etwas anders, Displays vom Iphone 4 sind damit nicht kompatibel. Darum beim Bestellen aufpassen für welches Modell das Display sein soll.
Iphone 6
Iphone 6 Displays zu tauschen ist um einiges einfacher als z.B. die des Iphone 4. Das Display ist nicht verklebt sondern rastet ein und wird mit den Schrauben hinten am Ladestecker fixiert. Wenn man unerfahren ist, dann empfiehlt es sich, dass man das Display mit der gesamten Sensorik kauft. Dieses kostet ca 130 € im Gegensatz zum reinen Display, wo Helligkeitssensor, Kamera usw umgebaut werden müssen. Dadurch ist es auch um 30 € billiger, aber mit etwas Fingerfertigkeit ist auch das zu schafffen.
Ist das Iphone 6 nicht mehr zu reparieren, da es z.B in Salzwasser gefallen ist, dann empfiehlt es sich es an Apple zu senden. Um ca 360 € erhält man ohne Probleme ein neues Iphone 6. Mehr dazu unter https://support.apple.com/kb/index?page=servicefaq&geo=Austria&product=iphone&locale=de_DE
Nexus 7 Tablet Vers 2012:
Das Nexus 7 Tablet hat die unangenehme Besonderheit (wie die meisten Nexus Modelle), dass bei Beschädigung des Touchscreens (Digitizer) Touches ober- oder unterhalb der beschädigten Stelle nicht mehr erkannt werden und somit meist das Tablet unbrauchbar wird. Ist das der Fall benötigt man ein Ersatzdisplay + Digitizer da diese miteinander verklebt sind. Es werden zwar auch die Touchscreens alleine angeboten, aber diese Reparatur durchzuführen ist für Ungeschulte fast unmöglich.
Beim Ablösen des Displays + Touchscreen ist besonders darauf zu achten durch die notwendige Wärmeinwirkung mittels Heißluftföhns nicht auch den Rahmen zu verformen. Der Rahmen muss nämlich umgebaut werden. Ansonsten liegt das neue Display nicht richtig im Rahmen und ist sehr anfällig für zukünftige Beschädigungen. Das Display + Digitizer kostet auf Amazon rund 50 €. Also auch hier ist eine Reparatur im DIY – Verfahren sinnvoll. Aufpassen muss man besonders beim Display-Port Kabel. Dieses ist ebenso wie beim Iphone kaputt, wenn es geknickt wird. Ansonsten lässt sich die Reparatur in ca 1 Stunde vornehmen. Auf Amazon erhält man auch das doppelseitige Klebeband, dass man benötigt um das Display wieder zu verkleben. Am besten eine Rolle um ca 5 € gleich mitbestellen. Diese kann man bei fast allen Smartphones/Tablets verwenden.
Samsung S3 i9300:
Als Gefallen für meine Schwiegermutter hab ich dieses Projekt gestartet. Von Erfolg war es nicht gekrönt, jedoch von der Erkenntnis, dass es (fast) nicht möglich ist, den Digitizer ohne Schaden vom Front Panel zu lösen. Dabei geht auch das verklebte Display kaputt. Die gesamten Ersatzteile dafür kosten knapp über 100 € und ein neues S3 kostet maximal 150 €. Also hier sieht man sehr deutlich wo die Grenze bei einer sinnvollen Reparatur liegt.
Fazit:
Ich hab einige Beispiele genannt, wo man selbst reparieren kann. Wichtig dabei ist, dass man sich im Klaren sein muss, dass dabei auch etwas schiefgehen kann. Immerhin rebelliert man ja gegen die Hersteller, die darauf hoffen, dass nicht all zu viel Technik repariert wird. Dazu möchte ich noch anmerken, dass Apple Geräte sich meiner Meinung besser zur Reparatur eigenen als ihr Ruf ist, da die Ersatzteile im Vergleich zu anderen Hersteller leichter getauscht und meistens auch billiger sind. Mit etwas Fingerspitzengefühl, dem richtigen Werkzeug und Geduld traue ich aber jedem Medientechnikstudenten zu, dass er/sie sich das Smartphone selbst repariert. Bei Fragen kann man mich auch jederzeit unter dm141534@fhstp.ac.at kontaktieren und ich helfe soweit ich es weiß weiter. Wichtig ist, dass man nie in den „DAS MUSS JA REINGEHEN“-Modus verfällt, sondern in aller Ruhe probiert und wenn’s nicht klappt sich Hilfe holt.
Viel Erfolg bei euren Projekten
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