Mobiles Fernsehen – vor kurzem noch Zukunftsmusik – ist heute längst Realität!
Von Redaktion am 04.01.2011
Ein Beitrag von Max Kienreich
The mobile Internet emerged. Information, once hidden to billions, became accessible. A world that never existed to many magically appeared on tiny screens—text, pictures, graphics and even videos. (http://www.mocom2020.com/2009/10/mobile-phones-and-mobility-in-a-wireless-world/ am 2.1.2011)
So oder so ähnlich klingen Kommentare, die mobiles Fernsehen einer breiten Öffentlichkeit schmackhaft machen sollen. Was ist nun aber wirklich dran an der neuen mobilen Verheißung? Immerhin stellt für manchen Laien die Nutzung eines neuen Trends eine unüberwindliche Herausforderung dar, denn wir sind umgeben von einem unübersichtlichen Spinnennetz aus Information und vor allem Entertainment. Hier daher mein Versuch diesen Informationsdschungel zu entwirren und uns ein wenig Klarheit im Umgang mit Videos am Smartphone zu verschaffen:
Die am häufigsten gestellten Fragen gleich vorweg:
- Wie kommt also das Video vom Rechner eigentlich auf das Handy und umgekehrt?
- Welche Codecs, welche Software muss ich dabei verwenden?
- Wie kann ich Videos direkt aus dem Netz laden?
- Warum funktioniert das Video über den Flash-player nicht?
- Welche Rolle spielen DVB-H, IP-Streaming oder Videos on Demand?
Wie bereitest du Videos optimal für dein Handy vor?
Dein Smartphone ist ein kleiner Flashspeicher, der ganze Gigabyte an Daten aufnehmen kann und mit dem entsprechenden Display einen mobilen-Videoplayer darstellt. Generelle Videostandards um vom Computer übertragene Videos am Handy abspielen zu können sind: 3GP und H.264.
3GP wurde extra für mobile Endgeräte entwickelt und H.264 ist das Videoformat für höchste Ansprüche (feinere Abtastung verringert die Anfälligkeit für Bildartefakte). Dafür tummeln sich im Netz einige Freeware- Programme, die sich auf die Konvertierung von Handy-Videos spezialisiert haben (z.B: ImToo 3GP Videoconverter – einfach mal googeln).
Auch am iPhone soll für Unterhaltung gesorgt werden, wenn die Zugfahrt mal zu lange dauert. Mit passendem Datentarif könnte ich mir natürlich ein paar Videos auf Youtube anschauen, aber ist das denn auch das Wahre? Nervige Ladezeiten, Kosten etc. Seine eigenen Folgen von „Breaking Bad“ schon gleich mitzuhaben, ist doch viel klüger. Leider kann ich meine Videos mit all den verschiedenen Codecs und Formaten wie z.B. DivX, AVI, MPEG-4 oder WMA nicht einfach in iTunes importieren und mit meinem Handy synchronisieren. Nein – ich brauch das richtige Format. Aber auch fürs iPhone gibt es Freeware, die das Umwandeln in Apple-konforme MP4s ermöglicht. Nebenbei bemerkt: Auch der VLC-Player kann Videos entsprechend umwandeln. (Im Vergleich dazu ist Apple’s hauseigenes Quicktime eine schlechte Wahl: Du brauchst die kostenpflichtige PRO-Version und die Umwandlung dauert sowieso zu lange). VLC braucht für ein 300 MB schweres AVI-Video 12 Minuten bei hundertprozentiger Auslastung des Macs (2,16 GHz und 3 GB RAM) für die Umwandlung der Datei ins iPhone freundliche Format.
Neue Renner verdrängen Veraltetes: „Videos on Demand“ & IPTV vs. DVB-H
Wie bereits angesprochen kann ich natürlich Videos auch direkt am Smartphone mobil aus dem Internet laden. Der seit Juni 2008 empfangene Übertragungsstandard DVB-H (Digital Video Broadcasting – Handhelds) wurde mit 31.12.2010 aufgelöst. Mit der Einführung des Handyfernsehens mittels DVB-H wurde zwar ein enormer Fortschritt gegenüber dem Empfang mittels UMTS erreicht, aber wenn nun mal bis zu 40 Kanäle auf einem Endgerät empfangen werden können, kann natürlich die Frequenzstärke innerhalb eines Wohnraumes schon mal schwach sein. Je mehr Kanäle auf einem Handy empfangen werden können, desto schlechter ist die Qualität, oder besser gesagt, die Empfangsstärke. 20 Kanäle sollen laut Experten das Optimum sein. Wie stark kann man komprimieren, damit man mehr Programme auf eine Frequenz bekommt? Da das Display eines Handy klein ist, kann man stark komprimieren. Und auch da liegt das Problem. Bei neueren Smartphones mit sehr großem Display macht die Qualität über DVB-H schon mal Schwierigkeiten. Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zum modernen Fernsehen ist Folgendes: Bei terrestrischem Empfang, also DVB-H, kann man nur live fernsehen. Gemeint ist damit keine Live-Übertragung im Sinne eines Fußballspiels, gemeint ist: Zu einer bestimmten Uhrzeit läuft ein bestimmtes Programm. Es wird also ein Signal ausgestrahlt, und nur in dem Moment, wo es ausgestrahlt wird, kann man es quasi „live“ empfangen. Bei diesen Broadcast-Techniken werden also die Fernsehkanäle funktechnisch im Broadcast übertragen und der Anwender kann, wie beim Fernsehen, zwischen den Programmen von mehreren Fernsehkanälen wählen. Diese Art fern zu sehen scheint veraltet und nervenaufreibend. Und Leute, seien wir uns ehrlich. Wer hat schon Lust sich nach den öden Fernsehzeiten und Programmen zu richten? Wer will den Nachmittag auf der Couch verbringen, wenn man Information und Entertainment in der Sonne konsumieren kann? Kein Wunder also dass Vodcast, oder „Videos on Demand“ und IPTV auf dem Smartphone, mit sicherer Übertragung im Netz, zum absoluten Renner avancieren.
Das Ärgernis mit Flash auf iPhone
Während unter mobilem Fernsehen die direkte Fernsehübertragung (Livestream) via Mobilfunk oder Rundfunkempfänger auf mobile Endgeräte zu verstehen ist, sind mit Videostreams hingegen individuell abrufbare mobile „Videos-on-demand“ gemeint. Problematisch: Die Inhalte eines Flash-Players laufen auf dem iPhone nicht. „Kann ich nicht sehen, das ist Flash“, scheint ein oft gehörter Ausdruck von Ärgernis zu sein. Doch – hier kommt Freude auf – dem kann seit dem 4 November 2010 Einhalt geboten werden! Der mobile SkyFire-Browser für das iPhone verkauft sich wie Brot. Woran das liegt? Er kann im Gegensatz zu Apples Safari endlich Flash-Videos abspielen. Dieser Browser hat, so hört man, bereits einen Gewinn von 700.000 US-Dollar eingefahren und ist übrigens auch für die Smartphone-Betriebssysteme Android, Windows Mobile und Symbian erhältlich (Und das sogar kostenlos).
Übrigens geht es neuerdings sogar noch einfacher: Mit IOSFlash Video handelt es sich um ein Safari Lesezeichen-Feature, welches Flashvideos ohne große Umwege auf das iPhone portiert. Seiten wie Megavideo, Vimeo, Dailymotion, Flickr Video setzen vereinzelt noch auf Flash und können mit Hilfe von iOSFlashVideo wieder ohne Probleme aufgerufen werden. Na das sind mal gute Nachrichten! Auch YouTube optimiert seit Juli 2010 seine Website für Smartphones. Mit dem Ziel die Führung beim mobilen Streaming weiter auszubauen, verbesserte man die Navigation und die Fähigkeit höher aufgelöste Videos auf Smartphones abspielen zu können. Für alle, die es nicht wissen: Über m.youtube.com ist die mobile Youtube-Präsenz erreichbar.
Vorsicht Kostenfalle!
Trotz allem kann Mobiles Internet im europäischen Ausland bis zu 207 Mal teurer sein als in Österreich, zeigt ein Test der Arbeiterkammer (AK) vom Juni 2010. Roaming- Gebühren von bis zu 20,80 Euro pro Megabyte (und das ist schnell erreicht!) können die Handy- Rechnung in unerwünschte Höhen steigen lassen, warnt die AK.
IP-basiertes Internetfernsehen – top oder Flop?
Wer unterwegs ist, während der Lieblingsfilm oder Fußball im Fernsehen läuft, kann DVB-T Empfang nur nützen, wenn das Signal stark genug ist, ansonsten wird ein Kanalsuchlauf notwendig. Wem das zu aufwändig ist, der kann auf IP-TV zurückgreifen.
Das IP-basierte Internetfernsehen, das über Mobilfunknetze übertragen wird, arbeitet mit dem IP-Protokoll und Streaming-Techniken. Der wesentliche Unterschied zur Broadcast-Übertragung ist der, dass zu jedem Teilnehmer eine individuelle Verbindung aufgebaut werden muss, was einen hohen Bandbreitenbedarf mit sich bringt. So kann IPTV beispielsweise über HSDPA mit einer Datenrate von 3,6 Mbit/s übertragen werden.
Wer einen Mac und ein iPhone besitzt, muss auch nicht auf perfektes Hosentaschenfernsehen verzichten. Mit einem TV-USB-Stick, der Software EyeTV und den passenden Einstellungen empfängt man alle TV-Sender, die man auch am Mac hereinbekommt – und zwar live. Diese Funktion setzt jedoch ein iPad, ein iPhone 4 oder einen iPod touch der vierten Generation voraus.
Auch mit A1 TV kann man verschiedene TV- und Radio-Sender empfangen, man brauch dazu lediglich ein TV fähiges UMTS Endgerät (Die Sender stehen nur innerhalb Österreichs zur Verfügung). 32 TV- und 5 Radio-Sender sind hier in HD-Bildqualität extra für große Bildschirme optimiert. Auch MobileTV von T-Mobile bietet das Fernsehen auf 17 verschiedenen Kanälen an. Auf den jeweiligen Anbieterseiten befindet sich außerdem eine Liste, welche Endgeräte auch wirklich unterstützt werden. Auch Anbieter wie Drei, Telering etc. haben kostengünstige Angebote, die sich nahezu wöchentlich ändern. Da lohnt es sich zu vergleichen.
Eine weitere große Errungenschaft ist, dass seit dem 17. Dezember 2010 „Fernsehen, wo und wann Sie wollen“ für alle Besitzer von iPhones und iPads möglich ist.
Das Videoangebot der ORF-TVthek wird dabei nicht über den Download einer App, sondern einfach durch Anwählen von Tvthek.orf.at am Handy-Browser nutzbar. Mit wahlweise zwei Auflösungs- bzw. Übertragungsvarianten, H.264 / 170kBit/s sowie H.264 / 800kBit/s bietet der ORF außerdem eine optimale Empfangs- und Abrufqualität an.
Also Leute, es gibt mittlerweile wirklich Angebote die dem Preis- Leistungsverhältnis gerecht werden. Da ist man nach meiner Einschätzung schon mit einem Sony Ericsson und sagen wir mal T-Mobile Tarif gut bedient. Auch der Umgang mit einem iPhone erweist sich nicht als Schwierigkeit, zumal das Handling wie so vieles im Hause Apple quasi von selbst von statten geht: Videos lassen sich mit USB-Kabel simpelst zwischen Rechner und Handy hin und her spielen und können sogar mittels der Option „an YouTube senden“ direkt ins Netz geladen werden. Lediglich die fummelige Eingabemöglichkeit gestaltet sich für „Wurstfinger“ als Herausforderung. Das ist aber auch nur mein persönliches Empfinden. Wie gesagt jeder sieht und setzt seine Prioritäten anders. Nachdem jeder andere Vorstellungen und Erwartungen hat, sollte man sich die Zeit nehmen um das richtige Angebot für seine speziellen Bedürfnisse zu finden.
Ausblick
Der Medienmarkt erneuert sich ständig, Medientechnologien und Produkte haben ein immer kürzeres Ablaufdatum. Die Frage nach der zukünftigen Entwicklung drängt sich hier wieder einmal auf:
- Was ist mit mobilen Medien in der Zukunft?
- Wird spätestens 2015 die online Bezahlung ein Massenphänomen sein?
- Wird 2016 die NY-Times ihre Printversion einstellen, um komplett auf e-papers umzusteigen?
- Wird 2017 der Großteil an Information im Netz in allen Sprachen der Welt abrufbar sein?
- Wird 2018 bereits jeder Bürger nur noch eine Ziffernkombination aus 0 und 1 sein?
- Diesen und weiteren Fragen zur Medienzukunft könnt ihr unter folgendem Link nachspüren: http://www.mocom2020.com/
Wie ihr seht: Es bleibt spannend, denn keiner weiß genau wohin der Weg führt. Also lehnt euch nicht zurück, bleibt kritisch und interessiert, denn die Medientechnologie bestimmt unser Morgen.
Zum Schluss noch ein ganz persönlicher Lesetipp: http://www.amazon.de/Numerati-Datenhaie-ihre-geheimen-Machenschaften/dp/3446409394
Ein Beitrag von Max Kienreich
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