Windows Phone 7 – Ein Resumé von der iPhone DevCon Tag 2
Von Roman am 07.12.2010
Auf der Iphone Developer Conference in Köln war nicht nur Apple vertreten, sondern auch Microsoft präsentierte sich im neuen Gewand. Im letzten Panel am Tag 2 stellte das milliardenschwere Unternehmen sein neues Konzept vor, mit dem sich dieses am boomenden Markt der Smartphones ein großes Stück der Torte sichern möchte.
Microsoft zeigte sich nicht – wie sonst – mit übertriebener Selbstdarstellung, sondern sehr zurückhaltend. Nach Rückmeldungen von Experten scheint dies prinzipiell der neue Weg von Microsoft zu sein, seit der Konzern mit dem “Vista” Betriebssystem die selbst propagierten Erwartungen nicht halten konnte
Mit dem Windows Phone 7 OS beschreitet Microsoft neue Wege und verspricht, die Fehler von Windows Mobile 6 nicht zu wiederholen. In den vorigen Versionen wurde zu viel auf Firmenkunden geachtet; das Handy sollte all das können, was der Laptop kann. Hierbei hat Windows allerdings absolut den ausschlaggebenden Punkt des Designs vernachlässigt. Nachdem Apple mit dem iPhone vorgezeigt hatte, dass ein mobiles Gerät neben einer Vielzahl von Funktionen auch ein tolles Interface und ein gut durchdachtes Bedienkonzept benötigt, setzte sich Microsoft zurück ans Reißbrett und begann das Konzept für das Windows Phone 7 komplett neu zu erarbeiten. Allein schon der Name lässt erkennen, dass sich Microsoft von der “Windows mobile” – Serie entfernen möchte. Mit dem neuen System wurde ein neuer Name und die dazu passenden , mobilen Geräte ausgeliefert.
Microsoft hat ein paar sehr wichtige und zukunftsorientierte Richtlinien herausgegeben. So soll es zum Beispiel verschiedene Hersteller geben, (im Moment sind das HTC und Samsung) allerdings müssen deren Handys eine gewisse technische Grundausstattung aufweisen, um überhaupt eine Lizenz für das neue OS erhalten zu können.
Das neue Interface
Das neue UI (User Interface) von Microsoft geht ganz klar einen anderen Weg als andere Betriebssysteme am Markt. Laut Microsoft orientieren sich die meisten neuen Designkonzepte an dem sehr erfolgreichen Design des iPhone OS. Eine Vielzahl von bunten und glänzenden Icons nebeneinander, die – nach dem Vorbild des iPhones -in einem gekachelten Raster angeordnet sind, findet man auch bei Systemen wie Android wieder.
Das Windows Phone 7 bemüht sich, einen sehr sauberen, klar strukturierten und inhaltsfokussierten Eindruck zu hinterlassen. Auf der Startseite findet man große, einfarbige Quadrate, die nebeneinander liegen. Nach rechts hin zum Rand wird mehr Abstand gelassen. Dort erkennt man kleine, nicht vollständig angezeigte Elemente, die vermuten lassen, dass sich im nicht sichtbaren Bereich noch mehr befindet.
Bei der Gestaltung hat sich Microsoft an gängigen Hinweisschildern und ähnlichem orientiert. Auf besondere Effekte wird verzichtet. Die Struktur ist sauber, aufgeräumt und übersichtlich. Weiters wurden zwei verschiedene Gestaltungsrichtlinien erarbeitet.
Es gibt sowohl einzelne als auch zusammengehörende Seiten. Diese nennt man Hubs. Bevor ich erzähle, was sich hinter dem Begriff „Hubs“ verbirgt, möchte ich noch etwas erwähnen, das einen großen Part im neu erarbeiteten Konzept von Microsoft darstellt: Der Styleguide.
An diesem sollen sich Entwickler orientieren, wenn sie Produkte für das Windows Phone 7 entwickeln. Vor allem Handy-Produzenten müssen das Interface von Microsoft so verwenden, wie es vorgegeben wurde. Bei Android ist es Herstellern im Moment möglich, das Interface nach persönlichem Belieben anzupassen. Das hat zur Folge, dass sich Handys, die eigentlich auf dem gleichen System basieren, sehr unterschiedlich bedienen lassen. Bei Windows mobile 6 gab Microsoft den Herstellern ebenfalls die Möglichkeit, das Interface anzupassen. Mit der Zeit entwickelten sich die einzelnen Interfaces unkontrollierbar in verschiedenste Richtungen; Microsoft konnte somit nicht mehr überall für ein gut nutzbares Interface garantieren. Dieser Fehler sollte beim neuen OS nicht mehr passieren.
Hubs
Was sich hinter dem Begriff „Hubs“ verbirgt
Hubs sind zusammengehörige Bereiche. Ein Beispiel für einen Hub ist der Menüpunkt “People”. Der Seiteninhalt geht über den sichtbaren Bildschirmabschnitt hinaus und verbindet die nebeneinander liegenden Elemente miteinander. Befindet man sich im ersten Abschnitt, ist zum Beispiel nicht einmal der Titel komplett sichtbar.
Dieses Gestaltungsprinzip bietet natürlich eine viel größere Fläche für Inhalt als eine einzelne Seite. Die von Microsoft gut durchdachte Präsentation der Hubs sorgt dafür, dass diese nicht unübersichtlich wirken, sondern vom Benutzer intuitiv so verstanden werden wie vorgesehen.
Der Marketplace
Im Zeitalter der App-Fetischisten will natürlich auch Microsoft ein Stück vom Kuchen naschen und bietet daher den sogenannten „Marketplace” an. Dieser verfügt bereits über eine große Auswahl an Apps; die Anzahl der davon wirklich ausgereiften ist aber noch relativ überschaubar. Sobald die Entwicklercommunity allerdings ins Rollen kommt und das System sich ausweitet, wird es nicht mehr lange dauern, bis Entwickler gut ausgearbeitete Apps am Marketplace zur Verfügung stellen. Die Vielzahl an .Net-Developern lässt auf großartige Apps hoffen. Auch Microsoft selbst stellt einige nützliche Programme auf den Marketplace, die tolle neue Funktionen bieten. Diese sind aber nicht unbedingt Pflicht für jeden, und werden deshalb nicht in die Standard Firmware inkludiert.
Entwickeln für das neue OS
Natürlich bringt Microsoft auch gleich die passende Entwicklungsumgebung mit auf den Markt: Das neue Visual Studio 2010 (für Studenten gratis erhältlich auf Dreamspark) sowie das Expression Studio mit benötigtem Basiszubehör. Entwickelt wird auf Basis von C# (Sprich C Sharp), die grafische Entwicklung erfolgt mit Blend (Teil des Expression Studios). Auch die Technologie Silverlight spielt eine große Rolle im neuen Windows Phone 7. Man wird nicht herumkommen, sich auf die neueste Version 4 des Flashkonkurrenten aus dem Hause Microsoft zu stürzen.
Möchte man dann seine eigenen Produkte auf den Marketplace stellen, ist ein jährlicher Betrag von etwa 80$ zu bezahlen. Hier werden also ähnliche Wege eingeschlagen wie beim Mitbewerber mit dem angeknabberten Früchte-Logo.
Interessant für Gameentwickler ist auch, dass Microsoft das XNA Gamestudio in der Version 3.1 für die Entwicklung anbietet. Hiermit können sehr einfach fertige Spiele mit DirectX9 Funktionen für das mobile Gerät exportiert werden. Also ist ein mit XBox geteilter Spielemarkt leicht möglich.
Fazit
Was Microsoft uns da präsentiert hat, sieht sehr vielversprechend aus. Die Präsentation war eine der besten der gesamten Konferenz und macht Lust auf mehr. Der neue Designansatz und die eigene Herangehensweise an die Bedienungskonzepte der mobilen Geräte wirken sehr durchdacht und logisch. Im Moment hat das System noch mit Kleinigkeiten, wie einem sehr schlechten mobilen Internet Explorer, zu kämpfen. Auch das schon oft angesprochene “Copy Paste” fehlt noch. Doch Microsoft möchte noch vieles nachpatchen. Die Aussage von Microsoft zu den momentanen Problemen: Funktionen können dazukommen, aber das Konzept muss von Anfang an stimmen. Hier muss ich dem Software-Riesen recht geben. Im Allgemeinen denke ich, dass Microsoft hier sehr gute Arbeit geleistet hat, und dass sich das Unternehmen damit einen guten Start in die Welt der Smartphones gesichert hat.
Weitere Links
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