Drucken am Handy: Apple Airprint und HP ePrint im Vergleich (Teil 1)
Von Grischa Schmiedl am 16.12.2011
Smartphones und Tablets werden immer mehr als Alternative zu Notebooks angesehen. Gedruckte Dokumente können sie aber nicht immer ersetzen. Mit zunehmender Mächtigkeit der Geräte und Apps wird es damit immer wichtiger, direkt vom Handy oder Tablet drucken zu können.
Apple verspricht mit AirPrint ab iOS 4.2 das problemlose Drucken ohne jeglichen Konfigurationsschritten auf kompatiblen Druckern. Dazu gehört auch eine Reihe von aktuellen Druckern von HewlettPackard. HP bietet seinerseits aber wiederum mit ePrint eine Lösung, die zwar nur die eigene Printlinie unterstützt, aber dafür für divere Handys verfügbar ist. Wir haben die beiden Optionen anhand des HP Laserjet CP1525NW getestet.
Apple AirPrint
AirPrint ist ein Protokoll, welches ab Version 4.2 des Betriebssystem iOS implementiert ist – kein anderes Betriebssystem – auch nicht Mac-OS – unterstützt derzeit dieses Protokoll. Als Gegenstück dient ein AirPrint-kompatibler Drucker, die Liste dieser Drucker ist derzeit noch überschaubar aber zumindest am wachsen. Besitzer älterer Geräte sollten sich aber nicht all zu viele Hoffnungen machen. AirPrint setzt prinzipiell auf Apples Zero-Config-Protokoll Bonjour auf – dieses ermöglicht, dass sich verschiedene Bonjour-Partner im Netzwerk ohne jegliche Konfiguration erkennen. Die Kommunikation zur Übertragung der zu druckenden Daten erfolgt direkt zwischen dem Handy und dem Drucker. Drucken ist demnach nur im lokalen Netzwerk möglich (Bonjour funktioniert konzeptionsgemäß nicht im Internet)
HP ePrint
ePrint geht einen völlig anderen Weg. Um ein Dokument vom Handy aus zu drucken, muss dieses per eMail an den HP ePrint-Dienst schicken. Zum Drucker kommt das Dokument also niemals direkt sondern nur über den Umweg übers Internet. Demnach muss auch der (netzwerkfähige) Drucker Zugriff aufs Internet haben. Der Drucker verbindet sich direkt zum ePrint-Dienst und holt sich zu druckende Dokumente von dort ab.
Im Gegensatz zu AirPrint ist also verpflichtend eine Internetverbindung für Handy und Drucker notwendig und die Daten fließen immer über den ePrint-Server – selbst dann, wenn beide Geräte ihre Internetverbindung über dasselbe (W-)LAN aufbauen.
Die Praxis mit dem CP1525NW: Tag 1
Der CP1525 ist ein typischer Desktop-Farblaser. Neben USB wird sowohl ein normaler LAN-Anschluss als auch ein WLAN- Anschluss geboten. Treiber gibt es für alle gängigen Betriebssysteme – Windows in allen halbwegs gängigen Version, MacOS und sogar Linux. Während man auf der Apple-Homepage den Drucker explizit in der Liste der AirPrint-fähigen Drucker findet, bewirbt HP selbst nur eigene ePrint-Lösung – die allerdings auch nur mit einer einzelnen A5-Hochglanz-Werbung, die dem Drucker beigelegt ist und die im Prinzip ausschließlich auf die ePrint-Website verweist.
Mein Erstversuch ist ebenso pragmatisch wie sinnlos: Drucker aufgedreht (nicht angeschlossen), iPhone aktiviert… AirPrint soll doch völlig ohne jeglicher Installation oder Konfiguration funktionieren, oder? Tut’s aber nicht. Das iPhone findet schlicht und einfach keinen Drucker. Google findet dafür einen Hinweis auf einer HP-Seite: die Lösung ist – erstmal den Drucker an einen PC oder Mac hängen, die Treiber installieren und dann per Konfig-Programm WLAN aktivieren [1].
Na gut, ein iPhone konnte man bis iOS 5 ohne Desktopgerät und iTunes auch nicht aktivieren, warum soll HP da schlauer sein.
Damit steht aber – wie könnte es anders sein – ohnehin erstmal ein Download von ca. 250 MB an, denn der frisch ausgepackte Drucker kommt nicht nur mit völlig veralterter Treiber-CD von 2010 daher, auch die Firmware des Druckers muss aktualisiert werden, will man per Handy drucken. Die Installation der Software am Mac sowie die Aktualisierung der Firmware funktioniert dann aber zumindest problemlos. Ein Testdruck – vom Mac über per USB angeschlossenen Drucker – zeigt dann: die Pflicht ist erfüllt: der Drucker druckt. Mein Ziel ist aber: vom Handy drucken!
Als nächster Schritt steht damit die Aktivierung der Netzwerkschnittstellen an. Und damit beginnen die ersten Probleme. Das WPA-geschützte WLAN an meinem Firmenarbeitsplatz möchte nämlich für Kommunikationswillige kein für alle gleiches Netzwerkpasswort, sondern die Logindaten (User+Passwort) des Company-LDAP – eine im Unternehmensumfeld durchaus sinnvolle und gängige Praxis (ein und dasselbe Passwort für 250 Mitarbeiter wäre ziemlich sinnlos…). Diese Konfiguration wird im Installationsprogramm, welches mit den Treibern installiert wurde, allerdings nicht unterstützt und damit endet dieses Abenteuer zunächst auch schon wieder, denn eine direkte Peer2Peer WLAN-Verbindung zwischen Handy und Drucker bietet das Installationsprogramm nicht an.
Das Studium des auf CD mitgelieferten Handbuchs erweist sich, völlig erwartungsgemäß – als sinnlos. Google weiß aber Rat – der Drucker hat nämlich einen internen Webserver. Über diesen sollen wesentlich mehr Einstellungen möglich sein. Also stecke ich den Drucker per LAN-Kabel ans Netzwerk an und bekomme leider keine IP-Adresse. Denn Geräte müssen bei uns in der Firma mit ihrer MAC-Adresse bei den Routern registriert sein, um eine IP-Adresse zugewiesen zu bekommen – wir hier nehmen Sicherheit nämlich ernst. Die Mac-Adresse des Druckers rauszufinden ist nicht ganz einfach – aber über eine im Nachinein nicht mehr nachvollziehbare wirre Suche im Menü des Druckers (über das 2-zeilige Onscreen-Menü) schaffe ich es letztlich (mit Unterstützung eines leidgeprüften aber HP-kundigen Kollegen) die Konfiguration des Druckers auszudrucken – und damit die MAC-Adressen sowohl der LAN, als auch der WLAN-Schnittstelle herauszufinden.
Leider ist es mittlerweile 17 Uhr am Freitag und damit niemand mehr in unserer Netzwerkabteilung – und damit kann ich auch den Drucker nicht mehr in unserem Company-LAN registrieren lassen. Damit ist ePrint für heute erst mal gestorben, denn ohne Verbindung ins Internet kann der Drucker auf den Dienst auch nicht zugreifen. Damit bleibt noch die Hoffnung auf eine direkte WLAN-Verbindung zwischen Handy und Drucker – wenn ich es nur schaffe, so eine zu konfigurieren…
Kurzentschlossen verbinde ich den Drucker per LAN-Kabel direkt mit dem Mac und tatsächlich einigen sich die beiden Geräte ad-hoc auf eine selbst zugewiesene Ad-hoc-IP-Range, die IP-Verbindungen auch ohne DHCP-Server ermöglicht. Der Drucker zeigt die gerade selbstgewählte Adresse nach Einstecken des Kabels für ca. eine Minute im Druckerdisplay an – rein zufällig schaue ich zur richtigen Zeit hin, tippe die Adresse am Mac in die Adresszeile des Browserfenster ein und komme tatsächlich in die webbasierte Druckerkonfiguration.
Ein Blick genügt um zu erkennen, dass hier wesentlich mehr Optionen zur Verfügung stehen als das rudimentäre Konfigurationsprogramm am Mac angeboten hat.
Die WLAN-Konfiguration bietet leider auch hier keine Möglichkeit Username und Passwort zu erfassen, Company-WLAN fällt also flach, aber einen Ad-Hoc-Verbindungsmode kann ich im Drucker hier anlegen (und mit einem WEP-Passwort vor unberechtigten Zugriff schützen). Und damit steigen meine Hoffnungen. Tatsächlich scheint es mir auch zu gelingen mich mit dem iPhone zu dem Ad-hoc Netzwerk zu verbinden, aber es scheint nur so. Zwar zeigt das iPhone die SSID des Ad-hoc Netzwerkes an, auch den WEP-Key kann ich eingeben und eine gültige IP-Adresse wird am Handy ebenfalls angezeigt, aber der Drucker wird von AirPrint-fähigen Apps dennoch nicht gefunden.
Auffällig ist, dass in der Titelzeile des iPhones auch nicht WLAN- sondern weiterhin eine normale 3G-Verbindung angezeigt wird. Das Problem könnte also am iPhone liegen…
Fazit des ersten Tages
Im Company-Umfeld hat’s zunächst mal nicht geklappt. Zuhause sollten die Probleme mit LAN und WLAN aber nicht auftreten. Andererseits ist das Drucken direkt vom Handy oder iPad gerade im Company-Umfeld durchaus sinnvoll. Ich hätte während eines Meetings schon öfter benötigte Unterlagen für die Teilnehmer ausdrucken wollen: die Mitschrift oder Fotos der Flipcharts einer früheren Sitzung – dank Dropbox habe ich ja alle wichtigen Inhalte immer auf meinem iPhone. Allerdings sind noch Optionen offen – den Drucker kann ich im Büro in jeden Ram ans Netzwerk hängen – nur die MAC-Adresse mus ich noch registrieren lassen – WLAN hätte der Drucker dann aber eigentlich nicht gebraucht.
Wenn direkte Verbindungen mit dem Drucker zum Handy nicht klappen, welchen Vorteil bietet dann aber die WLAN-Schnittstelle des Druckers? Um WLAN zu nutzen, benötige ich also auf jeden Fall eine funktionierende WLAN-Infrastruktur – also zuhause z.B. einen normalen WLAN-Router, mit dem sich Drucker und Handy verbinden. An so einen Router kann ich den Drucker aber auch per LAN-Kabel anschließen. Wenn das Problem also nicht darin besteht, dass an meinem Druckerstandort kein LAN-Anschluss vorhanden ist, dann brauche ich auch kein WLAN im Drucker. An dieser Stelle wäre zu bemerken, dass es auch noch einen kleinen Bruder des CP1525NW gibt, nämlich den CP1525N – der Unterschied ist:
- die fehlende WLAN-Schnittstelle und
- 60 Euro (220,- statt 160,-).
Auffällig war, dass ich ohne jeglichen Passwort in die webbasierte Konfiguration des Druckers einsteigen konnte. Hätte ich es geschafft den Drucker ins LAN zu hängen, dann hätte jeder Vollzugriff auf die Konfiguration gehabt.
to be continued….
Referenzen:
[1] HP AirPrint Compatible Wireless Products – How to Use Apple’s AirPrint Over a Wireless Network – Frequently asked questions (FAQs) about AirPrint (online available: http://h20000.www2.hp.com/bizsupport/TechSupport/Document.jsp?objectID=c02623193&lang=en )
1 Kommentar
na wenn selbst hochqualifizierte Spezialisten wie FH-Prof. DI Dr. Grischa Schmiedl mit Apple nicht drucken können gibt das schon zu denken !
meine Meinung
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