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Druckintensive Touchscreens: Revolutionär oder nettes Gimmick?

Von am 01.11.2015

Bei der neuesten iPhone-Generation verbaut Apple erstmals einen drucksensitiven Touchscreen. Zuvorgekommen ist dem Unternehmen nur der chinesische Hersteller Huawei, der mit dem “Mate S” bereits ein Smartphone mit ähnlicher Technologie anbietet. Mit den neuesten iPhones hat Apple auch ein Feature namens “3D Touch” integriert, das sich dem drucksensitiven Touchscreen zu Nutzen macht. Dabei registriert das iPhone, mit welcher Intensität der Bildschirm des Smartphones berührt wird und führt je nach Druckstärke unterschiedliche Aktionen aus.

Bei Apple Watch bereits integriert 

Mit der Apple Watch hat Apple erstmals auf einen drucksensitiven Touchscreen gesetzt. Die Smartwatch erhielt dadurch eine weitere Steuerungsmöglichkeit – allerdings war die sogenannte “Force Touch”-Funktion nur auf vereinzelte Apps beschränkt. Beim iPhone ist dies ebenso der Fall. Ein Großteil der vorinstallierten Apps ist mit “3D-Touch” kompatibel, bei Drittanbieter-Software sucht man die Funktion bis auf wenige Ausnahmen vergeblich. Können drucksensitive Touchscreens also die Interaktion mit unseren Smartphones revolutionieren oder ist Apples Vorstoß lediglich eine nette Spielerei?

Eingewöhnungsphase notwendig 

Tatsächlich wirkt “3D Touch” beim ersten Gebrauch etwas ungewohnt. So ist einiges an Druck notwendig, um die Funktion zu nutzen. Im Normalgebrauch würde man den Touchscreen nie so intensiv betätigen. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist einem dann allerdings bewusst, wie das Feature ausgelöst werden kann. Danach aber die Ernüchterung: Nur wenige Apps sind mit “3D Touch” kompatibel. Eine kurze eindeutige Vibration macht den Nutzer darauf aufmerksam, falls ein Icon mit der typischen Intensität betätigt wird und noch nicht mit der Funktion ausgestattet wurde.

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Mehrwert für Vielschreiber

Werden also hauptsächlich Nicht-Apple-Apps genutzt, kommt der Nutzer überhaupt nicht mit “3D Touch” in Berührung. Apple hat die drucksensitive Bedienung allerdings auch anderweitig integriert, nämlich beim Keyboard. Wird die Tastatur mit spezieller Intensität betätigt, kann der Nutzer über den Text “gleiten” und bestimmte Passagen ansteuern. Hierbei ergibt sich für Vielschreiber tatsächlich ein deutlicher Mehrwert, war es bei längeren Texten nur sehr umständlich möglich, ein geschriebenes Wort beziehungsweise Satz auszuwählen.

Hui: Safari und Apple News 

Die größte Stärke zeigt “3D Touch” allerdings innerhalb des Webbrowsers Safari und der neuen News-App, die aktuell in Europa noch nicht verfügbar ist und nur über Umwege installiert werden kann. Wird etwa ein Link oder eine Geschichte mit spezieller Intensität angeklickt, öffnen sich diese in einem Vorschaufenster und zeigen eine Übersicht über die Website beziehungsweise den Artikel an. Wird der Touchscreen dann noch einmal betätigt, wird die komplette Seite oder die gesamte Geschichte aufgerufen. Apple nennt dies “Peek and Pop” – bis dato ist auch diese Funktion auf die eigenen Apps beschränkt.

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“Peek and Pop” in Apples Mail-App.

Pfui: Geringe Verbreitung & iPhone 6S Plus

Nachhol- beziehungsweise Verbesserungsbedarf gibt es bei “3D Touch” zu Genüge. Einerseits gäbe es eine Vielzahl an Apps, bei denen die Funktion einen deutlichen Mehrwert mit sich bringen würde. Hier ist abzuwarten, wann und ob die Entwickler nachziehen und das Feature integrieren. Weiters ist die Nutzung von “3D Touch” beim iPhone 6S Plus auch mit größeren Händen etwas schwierig. Eventuell zieht Apple hierbei nach und überarbeitet die benötigte Intensität beim größeren Modell der neuen iPhone-Generation.

Fazit 

Werden druckintensive Touchscreens die Interaktion mit unseren Smartphones in Zukunft revolutionieren? Angesichts der derzeitigen Entwicklung kann dies nur mit einem deutlichen “Nein” beantwortet werden. Es ist abzuwarten, in welche Richtung sich die Technologie entwickeln wird und ob andere Hersteller diese auch implementieren werden. Samsung hat bereits anklingen lassen, beim kommenden Smartphone-Flaggschiff auf einen druckintensiven Touchscreen zu setzen – die weitere Konkurrenz zeigt sich noch bedeckt. Somit verbleibt “3D Touch” ein nützliches Feature, das sein volles Potential noch vor sich hat.

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